Spätestens seit gestern dürfte es selbst denen klar geworden sein, die es bisher nicht wußten: die Insolvenz der Drogeriekette SCHLECKER ist gleichzusetzen mit der Privatinsolvenz des Inhabers Anton Schlecker. Was vielen nicht bewußt war, denn Die Drogeriekette war ein e.K., ein eingetragener Kaufmann. SCHLECKER war bis zum Schluß ein Einzelunternehmen. Das widerum bedeutet nichts anderes als das dessen Inhaber mit seinem gesamten Privatvermögen haftet.
Hier hat jemand aus eigenen Mitteln und im Bewußtsein der Tatsache, daß er voll und ganz mit jedem Cent haftet, ein Unternehmen mit mehreren zehntausend Arbeitsplätzen geschaffen. Hier hat auch jemand in Kauf genommen sein gesamtes Vermögen mit dem Spitzensteuersatz versteuern zu müssen. Nun ist dieser Mensch, Anton Schlecker, gescheitert. Er mußte in Privatinsolvenz gehen und halb Deutschland lästert nun über ihn. Dabei hätte doch heute so gut wie niemand, und erst recht niemand von den Lästerern, den Mut ein solches Unternehmen aufzubauen und dabei auch direkt für alles zu haften. In einer Zeit wo sich gefühlt jeder Kleinunternehmer hinter einer UG haftungsbeschränkt, Ltd. oder GmbH (& co KG) versteckt, wird der Einzelunternehmer häufig belächelt. Dabei sollten wir in unserer Gesellschaft viel mehr die Geschäftsform des Einzelunternehmens in den Mittelpunkt stehen, denn wer wirklich mit jedem Cent seines Privatvermögens haftet, wird sich genauer überlegen was er macht.
Sicherlich muß man nicht mit allen bisherigen Entscheidungen aus der SCHLECKER-Firmenzentrale zu 100 % übereinstimmen, aber seien wir doch mal ehrlich: in vielen kleinen Dörfern war und ist der SCHLECKER-Laden der einzige noch existierende Laden überhaupt. Der ist gerade für viele alte Treffpunkt und Möglichkeit sih zumindest mit den wichtigsten Dingen zum Leben direkt selbst versorgen zu können. SCHLECKER hat auch im Onlineshopping Maßstäbe gesetzt in deren Nähe auch heute kein anderer Mitbewerber gelangt ist: die Ware kann nicht nur nach Hause, nein auch in jede beliebige SCHLECKER-Filiale zur dortigen Abholung geschickt werden und auch eine vor-Ort-Bezahlung der im Onlineshop bestellten Ware ist möglich. Wer bietet denn so etwas in großem Stil heutzutage sonst noch an?
Ich selbst war auch kein regelmäßiger Kunde in den SCHLECKER-Filialen, gehe da lieber zu dm. Aber ich finde es dennoch nicht okay wie jetzt von all und jedem über einen Unternehmer gelästert wird, der viel gewagt, noch mehr aufs Spiel gesetzt und nun leider alles verloren hat. Von außen ist es immer leicht zu lästern, denn man muß ja nicht beweisen, daß man es besser gemacht hätte. In diesem Sinne sollte sich jeder mal überlegen, ob er auch bereit gewesen wäre ein derart großes Unternehmen aufzubauen und dabei komplett mit dem gesamten Vermögen zu haften. Ansonsten vielleicht lieber mal schweigen. Schönen Tag noch.
Hans Jung
In meinen Augen haben solche Unternehmer wie Anton Schlecker grundsätzlich als erstes mal Respekt verdient. Nur wenige schaffen es ein Unternehmen in solch einer Dimension aufzubauen. Zudem steckt da eine Menge Herzblut des Unternehmers drin. Dies ist in meiner Meinung nach auch der Grund warum so jemand mit seinem Unternehmen leider wieder untergeht. Es ist eben sein Baby.