Daß Sina Trinkwalder, die Inhaberin von manomama, gerne sozialkritisch voranprescht hat sich inzwischen rumgesprochen. Grundsätzlich sind ihre Ideen und Meinungen auch nicht schlecht, auch wenn ich selbst in manchen Dingen etwas anders denke.
Heute nun ist sie aber mit ihrem Beitrag „Sklavenhändler reloaded“ wohl meiner Meinung nach doch etwas zu weit gegangen. Als Skalvenhändler werden von ihr hier die Zeitarbeitsfirmen betitelt und das möchte ich mal so nicht stehenlassen.
Ich selbst schaffte den dauerhaften Sprung ins Berufsleben anno 1998 über genau so eine Zeitarbeitsfirma, damals in Frankfurt/Main. Viele andere Menschen sind ebenfalls auf diesem Wege (wieder) ins Berufsleben eingestiegen. Ich kenne auch heute noch Menschen die bereits seit vielen Jahren bei Zeitarbeitsfirmen angestellt sind und so viele verschiedene Tätigkeiten kennenlernen.
Zeitarbeitsfirmen zahlen nicht schlecht
Immer noch kursiert das Gerücht, daß Zeitarbeitsfirmen per se schlecht zahlen. Das hat allerdings zu meiner Zeit, vor rund 15 Jahren, schon nicht gestimmt und ist heutzutage erst recht nicht auf alle Zeitarbeitsfirmen zutreffend. 1998/99 bekam ich Stundenlöhne von 16-19 DM zzgl. Fahrt- und Verpflegungskosten gezahlt. Sicherlich gibt es auch hier regionale Unterschiede, die gibt es z.B. aber auch bei den Mieten. In Waren/Müritz zahlt man halt weniger an Miete als in München oder Hamburg.
Aber auch für Unternehmen selbst sind Zeitarbeitskräfte nicht wirklich viel billiger, nur halt flexibler. Je nach Branche, Region usw. zahlt das Unternehmen durchaus 50-80 % über dem was der Zeitarbeitnehmer an Stundenlohn bekommt. Wer das jetzt für Wucher der Zeitarbeitsfirmen hält, der sollte allerdings auch mal kalkulieren, daß davon auch die Zeiten an den Arbeitnehmer gezahlt werden, wo er Urlaub hat oder krank ist. Allerdings werden diese Stunden den Einsatzfirmen nicht in Rechnung gestellt. Damit relativieren sich diese Differenzen schon wieder ein ganzes Stück.
Um auf den Blogbeitrag von Sina zurückzukommen, möchte ich ausführen, was mich daran stört. Zuerst einmal natürlich dieser Pauschalrundumschlag über die bösen Zeitarbeitsfirmen. Wenn es doch da so schlecht ist, frag ich mich wieso doch so viele Menschen bei diesen angeblichen „Sklavenhändlern“ arbeiten?
Auf die im Blogbeitrag genannten Kosten von 3,50 € /h möchte ich auch nochmal eingehen. Spätestens an der Stelle hat Sina bewiesen, daß es ihr nur um plumpe Effekthascherei a la BILD-Zeitung geht. Hätte sie nämlich mal nachgedacht, dann wären ihr einige Ungereimtheiten an ihrem Text aufgefallen.
1. Es gibt in der Zeitarbeitsbranche Tarifverträge, die kann man nicht so einfach mit Gehältern a la 3,50 €/h aushebeln.
2. Ich habe oben die Differenz zwischen Stundenlohn und vom ausleihenden Unternehmen gezahlten Betrag beschrieben. Damit würde der Stundenlohn im hier genannten Fall gerade mal noch ca. 2 € betragen.
3. In dem Zitat steht nirgends, daß es sich bei dem Betrag von 3,50 €/h um den Stundenlohn handelt, den würde ich eher als effektive Kosten ansehen. Ich gehe davon aus, daß aufgrund von Zuschüssen der Bundesagentur für Arbeit der hier genannte Betrag als effektive Kosten anzusehen ist und die Bundesagentur für Arbeit des Rest bezahlt.
4. Man kann sicherlich endlos darüber debattieren, ob solche „Sonderangebote“ moralisch verwerflich sind oder nicht, aber dann bitte auf einem entsprechenden Niveau, das nicht tief unterhalb des bereits recht tiefliegenden BILD-Zeitungs-Niveaus angesiedelt ist.
5. Eine Klage gegen ein Unternehmen wegen Verstoßes gegen das Grundgesetz dürfte rechtlich nicht möglich sein. Das wird dir sicherlich auch dein Anwalt des Vertrauens bestätigen.
Wir haben hier in Deutschland übrigens ein ganz anderes Problem als „ausbeutende“ Unternehmen. Unser „Problem“ liegt darin, daß wir immer mehr Luxusdinge als normal betrachten. Da muß es halt alle Jahr ein neues Smartphone sein und unter einem 50″ LCD-TV geht es nichts mehr. Mit steigenden Ansprüchen steigt natürlich auch der Finanzbedarf und dann wird gejammert. Gleichzeitig steigen die Preise, weil die Unternehmen die steigenden Lohnkosten an die Endverbraucher weiterreichen. Damit beißt sich die Katze in den Schwanz.
Vielleicht, liebe Sina, denkst mal drüber nach ob das Problem nicht vielleicht an anderer Stelle als den ach so bösen Zeitarbeitsunternehmen usw. liegt. Und trink das nächste Mal erst nen Beruhigungstee und denk nochmal drüber nach ob solche verbalen Rundumschläge wirklich nötig sind. 😉
“Bestell 10 Zeitarbeiter. Bekomm 4 davon frei Haus. Für 3,50 Euro die Stunde!” - Blokster
[…] reloaded.” (via torsten, der die Kritk für etwas übertriebn hält) […]