Es war eine der ersten Nachrichten, die ich heute auf Facebook las: kurz vor seinem 79. Geburtstag starb ein Mitglied meines ehemaligen Vereins.
Es war im Frühjahr 1990, als sich unsere Wege erstmalig kreuzten. Ich besuchte damals, inspiriert durch einen Artikel in einer Zeitschrift, die ehemalige Werkbahn des Mansfeld-Kombinates. Auf dem Gelände der Bahnwerkstatt Klostermansfeld traf ich ihn, im Arbeitsanzug und mit Schirmmütze stand er dort: Helmut Dönau.
Helmut Dönau war ein Klostermansfelder Urgestein. Zu DDR-Zeiten war er Leiter der Wagenwerkstatt und als die Wende kam und sein Arbeitsplatz wegfiel, kam er „hintenrum“ zurück in die Werkstatt, denn im Rahmen der Privatisierung stieg er als Gesellschafter dort ein.
Zeitlebens bestand sein Leben aus Arbeit. Neben seiner Tätigkeit in Bahnwerkstatt, bewirtschaftete er bis Mitte der 90er Jahre noch seinen Acker selbst. So konnte man ihn dann sehen, wie er im Arbeitsanzug mit dem Bollerwagen durch den Ort zog um auf seinem Acker das Getreide per Hand zu säen. Das war Helmut.
Helmut war aber auch ein wandelndes Lexikon, wenn es um Waggons ging. Es gab wohl keinen Waggon, dessen Geschichte er nicht bis ins kleinste Detail kannte. 1994 arbeiteten er und ich gemeinsam die Drehgestelle für den ersten vereinseigenen Personenwagen auf, der heute noch unter der Nummer 0087 im Einsatz ist.
Später, als es um den Kauf der Lok 20 aus Estland ging, da war es wieder Helmut Dönau, der das ermöglichte. Den fünfstelligen Kaufpreis schoss er als zinsloses Darlehen vor, später verzichtete er auch auf die Rückzahlung desselbigen.
Helmut war sein Leben lang alleine. Er lebte im Haus seiner Mutter, die er pflegte. Auch in dieser Hinsicht hat er mich teilweise geprägt.
Ich denke noch heute gerne an so manche Episode zurück, z.B. als er sich Ende der 90er von seinem Trabant Kombi verabschiedete und dafür einen VW Polo kaufte. Da hörte ich ihn einmal sagen: „Aber das Blech hier an der Heckklappe ist schon recht dünn. Da habe ich Angst, daß das mal kaputt geht, wenn da die Kisten von der Modellbahnanlage gegenschlagen.“ Ich musste da schmunzeln, denn bei seinem Trabant hatte er diese Sorge nicht.
Helmut traf man eigentlich immer nur im Arbeitsanzug und mit seiner Schirmmütze. Viel mehr besaß er glaube nicht und zu feierlichen Anlässen wurde dann mal ein älterer Anzug rausgekramt. Er war ein sehr bescheidener Mensch.
Ich denke im Verein wird man ihn so schnell auch nicht vergessen und durch die kleine Akkulok mit dem liebevollen Beinamen „Mei Helmut“, bleibt er auch immer irgendwie weiter lebendig.
Letztmalig sah ich ihn 2000, danach endete meine Vereinsmitgliedschaft. Ich bin Helmut Dönau sehr dankbar, er hat mich zehn Jahre mitgeprägt, mir sehr viel Wissen vermittelt von dem ich auch heutzutage noch zehre. Mach’s gut, Helmut!