Wer heutzutage aus Mitteldeutschland mit der Bahn nach Bayern möchte, der fährt in den meisten Fällen im IC oder ICE über die Saalbahn. Ab Fahrplanwechsel 2017/18 wird sich das ändern. Dann geht die Neubaustrecke Erfurt – Bamberg in Betrieb, die VDE8.1
Auf Einladung der Deutschen Bahn habe ich an einer Versuchsfahrt mit 300 km/h auf dieser Strecke teilgenommen. Zum Einsatz kam der Tz 302 (403 002/502) „Hansestadt Lübeck“.
München Hbf, 7.52 Uhr: Pünktlich setzt sich der Tz 302 als ICE 2580 in Bewegung. Wir fahren über Ingolstadt zuerst nach Nürnberg, wo weitere Journalisten zusteigen und dann nach Bamberg. Dort dann Pressetermin mit Bundesverkehrsminister Dobrindt und DB Fernverkehrs-Vorstand Huber. Und dann ging es auf die Neubaustrecke. Dabei wurde dann tatsächlich die 300 km/h Marke geknackt, wie das Foto eindeutig beweist.
Vom Beschluss des Baus der Strecke bis zur Fertigstellung sind jetzt weit über 20 Jahre vergangen, wobei die eigentlichen Bauarbeiten erst viel später begannen. Rechnet man alles zusammen, kommt man auf 12,5 Milliarden Euro die die VDE8 gekostet hat. Dafür verkürzt sich die Reisezeit zwischen Berlin und München aber immens auf 3:55 h:min bis 4:20 h:min.
Zum Fahrplanwechsel 2017/18 geht der neue Streckenabschnitt in Betrieb. Bis dahin sind noch diverse Zulassungsfahrten nötig und die Strecke muß noch abgenommen werden. Mit größeren Hindernissen rechnet man da bei der Bahn nicht.
Spannend wird der neue Fahrplan aber auf jeden Fall, wurde doch durch die Inbetriebnahme der Neubaustrecke ein Großteil der innerdeutschen Verbindungen darauf angepasst, was zu größeren Veränderungen führen wird. Der Fahrplanwechsel wird somit der größte Fahrplanwechsel der vergangenen Jahrzehnte sein. So wird Erfurt Hbf ein sehr wichtiger Fernverkehrsknoten werden. Und selbst Orte, die nicht direkt an der Neubaustrecke liegen, so wie Magdeburg, werden davon profitieren. Mit einem Umstieg in Halle oder Leipzig ist man dann von hier aus zwei Stunden schneller in München als bisher. Zum Start des Fahrbetriebs auf der VDE8 Berlin – München plant die Bahn ein paar tarifliche Überraschungsangebote. Man darf gespannt sein. Immerhin hat man sich bei der Bahn das Ziel gesetzt den Anteil am Personenverkehr auf dieser Relation von 20 auf 40 % zu verdoppeln. Auch die Steigerung der Sprinterzüge auf dieser Strecke von anfänglich drei Zugpaaren auf fünf Zugpaare hat man in Planung, sofern der Bedarf dafür besteht.
Die Neubaustrecke ist für 300 km/h ausgelegt, was aber nicht bedeutet, daß die Züge da auch dauerhaft so schnell fahren. Diese Höchstgeschwindigkeit wird eher kurzfristig erreicht, dann wird der Zug mehr rollen anstelle dauerhaft auf Höchstgeschwindigkeit zu bleiben. Das spart Energie und außerdem hat man so auch Fahrzeitreserven um Verspätungen aufholen zu können.
Die Neubaustrecke Erfurt – Bamberg ist, wie auch bereits die Strecke Halle/Leipzig – Erfurt, mit dem neuen Sicherungssystem ETCS 2 ausgestattet. Da gibt es keine herkömmlichen Signale mehr, sondern alle wichtigen Informationen werden ausschließlich über Funk übertragen. Das ETCS ist ein neues europäisches Sicherungssystem. Bisher wird es in Deutschland nur auf der Strecke Halle/Leipzig – Erfurt eingesetzt. Das neue System erfordert auch spezielle Fahrzeuge, die mit dem System klar kommen. Bisher sind nur die ICE-T (Baureihe 411 und 415) damit komplett ausgestattet. Aktuell werden auch einige ICE 3 damit ausgestattet, so wie der Triebzug mit dem diese Testfahrt stattfand bei der ich anwesend war. Auch der neue ICE 4 ist werksseitig damit ausgestattet und kann daher auf der Neubaustrecke eingesetzt werden.
Und wie läuft so eine Testfahrt eigentlich ab?
Im Grunde unterscheidet sie sich wenig von einer normalen Fahrt, allerdings fiel die Fahrkartenkontrolle weg. 😉 Aber einige Unterschiede gibt es dann schon. So gab es vorab eine Sicherheitsbelehrung, die jeder auch quittieren musste. Außerdem waren diverse Leute im Zug, die das Ganze überwachten: der Zug wurde auf der noch nicht abgenommenen Neubaustrecke von zwei Lokführern von DB Systemtechnik gefahren. Es waren Ingenieure dabei und der Eisenbahnbetriebsleiter. Die Mitfahrt der Presseleute war auch nur mit einer behördlichen Sondergenehmigung des Eisenbahnbundesamtes möglich. So einfach einsteigen und abfahren ist da also nicht. Auf der Rückfahrt gabs dann auch zwei Schnellbremsungen und einen zusätzlichen technischen Halt. Und ja, man durfte bei der Fahrt auch mal einen Blick in den Führerstand werfen und bei solchen Geschwindigkeiten war selbst ich bisher noch nicht auf einem Führerstand gewesen und inzwischen kenne ich so manchen Lokführerstand.
Ich freu mich jedenfalls auf die neue Strecke und die sich daraus ergebenden kürzeren Reisezeiten. Vielleicht ist dies auch dem Austausch zwischen Ost und West bzw. Nord und Süd förderlich, wenn man sich so viel schneller erreichen kann. Ab 10. Dezember 2017 kann jeder die neue Verbindung selbst testen. Ca. Mitte Oktober wird dann der Fahrplan veröffentlicht und dann kann man auch für die Zeiträume ab Fahrplanwechsel entsprechende Fahrkarten buchen.
Also auf gehts und allzeit gute Fahrt!
München - Berlin in 4 Stunden - Seite 7
[…] Ich habe an der Premierenfahrt am Mittwoch auch teilgenommen. Ich denke, die Strecke wird Fernbussen, Privat-PKW wie auch Fliegern einiges an Fahrgästen wegnehmen. Und es soll auch nicht bei den drei Sprinter-Zugpaaren bleiben, wenn der Bedarf mehr erfordert. Mit 300 km/h durch den Thüringer Wald – Torstens privater Blog […]