Jetzt ist es raus: Anfang Mai findet letztmalig das Barcamp Ruhr statt. Verwundern tut es mich nicht, traurig macht es mich sehr, zumal ich selbst nicht dabei sein kann. Immer weniger Sponsoren finden sich für solche Veranstaltungen, gleichzeitig steigen die Preise für alles Mögliche. Doch das alleine ist es nicht, was den Barcamps jetzt den Todesstoß versetzt und auch Corona selbst trägt nur eine Teilschuld daran.
Letztlich hatte sich schon vor Corona abgezeichnet, daß Barcamps ihren Zenit überschritten haben. Es waren immer die gleichen Leute, die man traf, wenig Neulinge fanden den Weg zu Barcamps. Gerade auch Schüler und Studenten suchte man in den letzten Jahren eher vergebens. Was mir auch immer wieder auffiel, daß bestimmte Gruppen der Bevölkerung auf Barcamps gar nicht vertreten waren. Rentner traf man da ab und an, aber auch eher selten. Migranten habe ich glaube in den ganzen Jahren keine zehn Leute dort wissentlich angetroffen. Abseits der Digitalszene konnten sich Barcamps wenig bis gar nicht durchsetzen. Das führte auch dazu, daß sich die Themen immer mehr wiederholten und man häufig schon wusste, was dieser oder jene gleich als Session vorschlagen würde.
Ich selbst habe mein Sessionangebot mehrmals verändert. Wer mich von 2009 bis 2019 bei Barcamps erlebt hat, weiß, daß ich von SEO über Social Media, Bahnthemen bis hin zu Börsenthemen alles Mögliche im Laufe der Zeit angeboten habe. Das traf mal auf mehr, mal auf weniger Interesse. Auch ich selbst habe in diesen Jahren viel dazu gelernt.
Doch von Jahr zu Jahr merkte man, daß das Interesse an Barcamps abflachte. Das bemerkte man bereits bei der Ticketbuchung. Wer die Anfangszeit miterlebt hat, der kennt die Situationen wo die Server des Ticketanbieters zusammenbrachen, wenn die Leute sich auf die Tickets von so legendären Barcamps wie dem Barcamp Ruhr oder dem Barcamp Hamburg stürzten. Dann konnte es schon mal vorkommen, daß so eine Ticketbuchung 20 oder 30 Minuten dauerte. Davon war zuletzt nichts mehr zu spüren. Immer mehr themenoffene Barcamps verschwanden. Das Barcamp Nürnberg wurde immer kleiner, Hamburg gab es schon ein paar Jahre nicht mehr und das Barcamp Stuttgart war 2022 in Sachen Teilnehmerzahlen auch nur noch ein Schatten seiner selbst.
Letztlich wird mir durchaus etwas fehlen, dieses Klassentreffen mit der Klasse, die es niemals gab. Auf Barcamps habe ich Menschen kennengelernt, mit denen ich heute noch mehr oder weniger regelmäßig in Kontakt stehe. Ich bin sehr froh, daß es Barcamps gab. Und vielleicht, ja vielleicht kehren sie in einigen Jahren wieder zurück. Man wird sehen…. Tschüß Barcamps, war mega mit euch!