Vor kurzem führte ich ein Chatgespräch bei skype mit einer Person für die ich seotechnisch tätig war. Der Auftrag sollte vorfristig beendet werden. Ich bin zwar rein rechtlich im B2B-Bereich nicht verpflichtet solche vorfristigen Kündigungen zu akzeptieren, aber da ich mich mit meinen Kunden eigentlich recht gut verstehe bin ich bei so etwas immer der letzte der da nicht kundenfreundlich denkt.
Im Rahmen dieses Gesprächs, daß sich dann auch allgemein um die Onlinemarketingbranche drehte, fiel der folgende Ausspruch:
„…weil selbst die die nichts haben einen auf dicke hose machen…“
Ist das wirklich so und trifft das nur auf die Onlinemarketingbranche zu?
Den zweiten Teil der Frage möchte ich zuerst beantworten. Nein, es betrifft nicht ausschließlich die Onlinemarketingbranche. Ich erleb es immer wieder, daß potentielle Kunden mir erzählen wie toll sie doch sind und wen sie alles kennen usw. und wenn ich dann Zahlen nenne die die Buchung meiner Dienstleistung betreffen, dann gehts ihnen plötzlich allen so schlecht. Manchmal möchte man dann glauben die stehen kurz davor Hartz IV zu beantragen, zumindest wenn dann das Gebarme hört. Aber zu Beginn wird natürlich erstmal geprotzt und da wird dann auch von vielen gerne etwas übertrieben.
Zum ersten Teil der Frage möchte ich gerne auch noch etwas sagen.
Ja, es wird von einigen in dieser Branche gerne mit allen möglichen Dingen rumgeprotzt. Die einen zeigen überdimensionierte Kreditkartenabrechnungen vor, die anderen sind stolz wie Bolle auf nen CLK, Porsche oder ähnliches.
Die Kreditkartenabrechnungsvorzeiger tun mir ein wenig leid. Beweisen sie doch damit lediglich, daß sie nicht wirklich sparsam mit Geld umgehen können und es häufig für blödsinniges Zeugs ausgeben. Und mal ganz ehrlich, wen interessiert es wirklich wer wann und was und wieviel mit seiner Kreditkarte bezahlt hat? Hier würde ich mal ganz spontan ein Aufmerksamkeitssyndrom diagnostizieren. 😉
Ähnlich ist es bei all den jüngeren die mit ihren großen Autos protzen. Wer wie ich mehrere Jahre in der Autobranche tätig war, der kennt den typischen Porschefahrer. Über 50, graumeliertes Haar und von Beruf zumeist Arzt, Anwalt oder Architekt. Das sind Leute die sich im Alter mal etwas Spaß gönnen und das zumeist ohne in die Welt heraus zu posaunen, daß sie sich gerade einen 911er oder einen CLK oder was auch sonst immer gekauft haben. Wer sich so etwas leistet hat in den meisten Fällen Stil und da paßt es nicht dazu, daß man öffentlich großmäulig damit angibt.
Ich selbst könnte mir, wenn ich denn wollte, auch etwas bedeutend größeres als meinen Kia cee’d holen. Könnte ich, aber wozu? Zum angeben etwa? Nein danke, dazu wäre mir mein Geld zu schade. Selbst der Aspekt der steuerlichen Abschreibung reizt mich da dann nicht wirklich, da gibt es auch andere sinnvollere Abschreibungsmöglichkeiten.
Aber auch psychologisch bedingt kann ein großes Auto übrigens auch schädlich wirken. Wenn man also beim potentiellen Neukunden mit dem nagelneuen Maserati vorfährt, dann kann das bei selbigem schon den Verdacht auslösen, daß man seine eigenen Kunden ganz schön abzockt um sich so ein Fahrzeug leisten zu können. Da hätte der Maserati dann eher das Gegenteil von dem bewirkt, was eigentlich geplant gewesen war.
Nicht nur die Onlinemarketingbranche ist recht jung an Jahren, auch auf das in dieser Branche tätige Personal trifft dies in vielen Fällen zu. Ich denke mal, daß einige die jetzt noch groß rumprollen in einigen Jahren das auch schon etwas anders betrachten und somit etwas zurückhaltender werden.
Der Branche könnte aber ab und an ein wenig mehr Demut und Ehrlichkeit (auch sich selbst gegenüber) nicht wirklich schaden.
Über mich selbst kann ich nur sagen, daß es mir finanziell nicht schlecht geht und ich lügen müßte, wenn ich denn klagen würde. Sicherlich gibt es ne Menge Leute denen es finanziell noch besser geht, aber es gibt sehr viel mehr Leute denen es viel schlechter geht als mir. Für mich ist meine Situation jetzt kein Grund das Geld mit vollen Händen rauszuschmeißen, nur damit andere neidisch werden. Davon hab ich nichts.
Damit der eine oder andere Leser etwas zu lästern findet an diesem Beitrag, hier noch ein persönliches Erlebnis vom gestrigen Abend. Beim Einkauf hab ich festgestellt, daß meine Lieblingscola im Preis gesenkt war. Dadurch hab ich 30 Cent je Flasche gespart und bei zwölf Flaschen machte das dann eine Ersparnis von 3,60 Euro. Ja, ich hab mich da drüber gefreut. Es sind manchmal schon die kleinen Dinge im Leben die einen Menschen glücklich machen können, vorausgesetzt man hat gelernt, daß man nicht alles nur nach ihrem finanziellen Wert beurteilen sollte.
In diesem Sinne wünsche ich allen ein schönes Wochenende! 🙂
Dani
Ich freue mich auch, wenn ich im Supermarkt ein Sonderangebot finde. 🙂 und 3,60 ist ja nicht gerade eine kleine Ersparnis.
Vorallem im Internet machen viele auf dicke Hose und haben eine große Klappe aber meist steckt nichts dahinter ausser heiße Luft. Dicke Autos fahren und Häuser bauen, kann man auch auf Pump unsere Banken sorgen schon dafür, dass die Leute die notwendigen Kredite bekommen.
Die meisten schmücken sich halt gerne mit Ihren Statussymbolen und zeigen öffentlich Ihren Reichtum. Sei Ihnen ja gegönnt, wenn der Luxus tatsächlich erarbeitet wurde nur oft ist er von der Bank finanziert. Ich bin da sicher nicht neidisch. :-).