Digitalisierung ist derzeit das Unwort des Jahres, habe ich so das Gefühl. All und jeder redet darüber und meistens, wie könnte es in Deutschland anders sein, wird auf die Gefahren der Digitalisierung hingewiesen. Dabei tun alle so, als stünde die Digitalisierung erst noch bevor, dabei ist sie bereits vor vielen Jahren ganz unbemerkt in unser Leben getreten.
Viele Kleinigkeiten sind es, die uns heutzutage gar nicht mehr auffallen, die aber irgendwie auch digital sind. Dinge, die mit Sensoren, Scannern, Computern zu tun haben. Dinge, die wir tagtäglich nutzen und wo niemand auch nur im Ansatz auf die Idee käme sie wieder abschaffen zu wollen oder sie als „Das Böse“ zu bezeichnen.
Ein paar Beispiele gefällig?
Das wohl bekannteste Beispiel sind die Scannerkassen in den Supermärkten und Discountern. Teils sind die mit dem Lagerbestand gekoppelt, sodaß automatisch Ware nachbestellt werden kann, wenn die jeweiligen Produkte einen bestimmten Warenbestand erreicht bzw. unterschritten haben.
Und dann bleiben wir gleich mal in der Logistik. Viele Warenlager sind inzwischen ganz oder teilweise automatisiert. Da werden die bestellten Waren automatisch zusammengestellt. In Ruhezeiten werden im Rahmen der sogenannten „chaotischen Lagerhaltung“ die Regale so umgeräumt, daß zu den meist nachgefragten Produkten die kürzesten Wege zurückzulegen sind um so die Zusammenstellung der Bestellungen zeitlich zu verkürzen. Dadurch kann die Ware schneller auf den Versandweg gebracht werden.
Auch die bargeldlose Zahlung mittels Karte oder Paypal (online) will heute wohl niemand mehr missen. Und ja, die Digitalisierung hat auch viele neue Berufe geschaffen. Vor 20 Jahren gab es weder Suchmaschinenoptimierer noch Social Media-Berater. Das Internet hat diese Berufe erst erschaffen.
Immer wieder wird darüber gejammert, daß durch die Digitalisierung Jobs verloren gehen und ganze Berufe vom Aussterben bedroht sind. Ja, das stimmt: manch Beruf wird irgendwann nicht mehr benötigt. Aber: das ist nichts neues! Das gab es schon immer und wird mit der Weiterentwicklung der Menschheit und der Technologien immer und immer wieder vorkommen und es werden auch immer wieder neue Berufe entstehen.
Wer trauert denn noch den Galeerensklaven nach, die vor zig tausend Jahren auf den Schiffen rudern mussten? Wer vermisst die zahlreichen Hufschmiede, die früher in den Poststationen die Pferde neu mit Hufeisen versorgten? Wer vermisst die reitenden Boten, die Dampflokheizer, die Lumpensammler der alten Papierfabriken (ja, Papier wurde früher aus Lumpen hergestellt)? Die Liste könnte man endlos fortsetzen. Dafür gibts jetzt diverse Berufe, die es vor 100 Jahren, teilweise vor 30 Jahren nicht bzw. nicht in diesem Umfang gab.
Wir sollten weniger Angst vor etwas haben, daß es in ähnlicher Form schon mehrmals in der Menschheitsgeschichte gab. Wir sollten lieber schauen, daß wir das Bestmögliche aus den neuen Möglichkeiten rausholen. Dann geht es uns alles besser.
Weniger Angst, mehr Mut und Freude zeigen in Sachen Digitalisierung!