Vor einiger Zeit nahm ich an einem Gewinnspiel teil, bei dem es um eine Einladung zur Besichtigung der Keksfabrik Hans Freitag ging. Letzte Woche erreichte mich nun die Mail, daß ich einer der Gewinner sei und gestern war es soweit, ich fuhr nach Verden (Aller) um mir anzuschauen wie Kekse und Waffeln hergestellt werden.
Trotz Warnstreiks der Bahn erreichte ich Verden pünktlich und machte mich dann auf den Weg ins Gewerbegebiet.
Bei dem Namen Keksfabrik Hans Freitag werden sicher viele die Schultern zucken. Dennoch dürften sehr viele schon Produkte von dort gegessen habe, auch ohne es zu wissen. Der Großteil der Produktion, rund 65 %, wird nämlich durchaus für den deutschen Markt produziert. Allerdings werden die Produkte im Einzelhandel überwiegend als Eigenmarken von Discountern und Supermärkten verkauft. Irgendwer muß das ja auch herstellen und das machen die Ketten nicht selbst.
Ich war überrascht als ich dann das doch nicht unbedingt kleine Betriebsgelände sah. 320 Mitarbeiter sorgen da im 3-Schicht-Betrieb dafür, daß täglich bis zu 130 Tonnen Kekse und Waffeln hergestellt werden. Das sind also richtige Volumina.
Damit dürfte auch klar sein, daß in der Keksfabrik Hans Freitag, die jetzt übrigens in dritter Generation existiert, nicht mit Waffeleisen gebacken wird, wie man sie von daheim kennt. Lange Öfen, wo die Kekse und Waffeln auf einer Art Fließband durchrollen stehen in den großen Hallen. Ernüchternd für mich persönlich war, daß es dort nicht nach Keksen oder Waffeln roch, so wie man sich das in einer Bäckerei vielleicht vorstellen mag. Die Gerüche werden durch Filter abgesaugt, sodaß man nicht auf die Idee käme, in einem Unternehmen unterwegs zu sein, daß so viele Kekse und Waffeln herstellt.
In dreizehn Öfen werden die zahlreichen Sorten gleichzeitig produziert und automatisch verpackt. Dabei wird alles genau abgewogen und zudem durchlaufen alle Produkte noch Metallchecks, damit etwaige Fremdkörper in den Keksen und Waffeln ausgeschlossen werden.
Wer schon einmal eine Keks- und Waffelmischung gekauft hat, der wird feststellen, daß da immer ungefähr die gleichen Dinge zu gleichen Anteilen drin sind. Das liegt mit daran, daß die Händler festlegen, auch mit Blick auf die Konkurrenz, wie hoch der Schokoladenanteil in so einer Mischung sein soll. Das wird dann genau an den Verpackungsmaschinen eingestellt, wo dann die Mischungen zusammengemischt werden.
Beim Gespräch mit Geschäftsführerin Anita Freitag-Meyer kam übrigens auch heraus, daß man gerade auch im asiatischen Raum sehr gerne Produkte mit westlicher Beschriftung kauft. Auch „Made in Germany“ ist im Ausland sehr hoch angesehen, man könnte sogar sagen höher als im eigenen Land. Die Keksfabrik legt übrigens auch sehr viel Wert darauf, ein regionales Unternehmen zu sein. Viele Zutaten kommen von Unternehmen aus Norddeutschland. Auch wenn immer mehr Bestellungen aus dem Ausland kommen, plant man keine Expansion der Produktion ins Ausland, sondern würde eher die einheimische Produktionsstätte erweitern und damit hier im Land Arbeitsplätze sichern und schaffen.
Übrigens werden jährlich 80-90 % der in der Süßwarenbranche entwickelten neuen Produkte gar nicht erst großflächig produziert, auch ein Zeichen wie schwer es ist neue Produkte zu entwerfen, die auch entsprechende Abnehmer finden. Bei neuen Kreationen geht man, ebenso wie bei neuen Verpackungen, bei Hans Freitag auch gerne den Weg die Kunden direkt mit einzubinden. Über Umfragen in den sozialen Netzwerken können die Fans über Verpackungen abstimmen oder neu entwickelte Produkte probieren und dazu ihre Meinung sagen. Überhaupt sind die sozialen Medien für die Keksfabrik recht wichtig geworden. Durch die langjährige Konzentration als Produzent für den Einzelhandel, war die Marke Hans Freitag bei den Konsumenten selbst recht unbekannt. Auch hier helfen die sozialen Medien bei der Markenbildung und stellen wichtiges Medium im Rahmen des Kontakts zum Verbraucher dar.
Twitter, Facebook, Youtube und ein eigenes Blog – im Hause Freitag nutzt die sich anbietenden Möglichkeiten optimal aus. Dazu werde ich aber noch einmal separat bloggen.
Alles in allem war es für mich mal sehr interessant hinter die Kulissen zu schauen und gerade auch im Bezug auf die Volumina war ich doch sehr überrascht. An dieser Stelle noch einmal recht herzlichen Dank für die Gelegenheit dieser Besichtigung.