Das ich regelmäßig zu Barcamps fahre, hat sicher der eine oder andere Stammleser hier bereits mitbekommen. In Jena hielt ich nun gemeinsam mit Romy eine Session für die zahlreichen Barcampneulinge. Diese Session möchte ich hier einmal für all jene zusammenfassen, die noch nie auf einem Barcamp waren und sich absolut nicht vorstellen können wie so etwas abläuft.
Was ist ein Barcamp?
Ein Barcamp ist eine sogenannte Unkonferenz. Im Gegensatz zu einer normalen Konferenz wird hier das gesamte Programm von den Teilnehmern selbst gestaltet und zwar erst vor Ort. Was für Sessions angeboten werden, weiß man also nicht im voraus. Das macht so ein Barcamp spannend.
Die Finanzierung des Barcamps erfolgt in erster Linie über Sponsoren, für die Teilnehmer ist die Teilnahme in den meisten Fällen komplett kostenlos. Manche Barcamps verlangen einen kleinen Obulus, andere bieten Fördertickets auf freiwilliger Basis an, grundsätzlich ist man aber ganz weit entfernt von hohen drei- oder vierstelligen Teilnahmegebühren.
Über das Sponsoring wird in der Regel auch die komplette Verpflegung der Teilnehmer abgesichert. In diesem Punkt versuchen sich manche Barcamps alljährlich wieder gegenseitig zu übertrumpfen.
Die meisten Barcamps sind thematisch offen, wobei der Schwerpunkt in der Regel doch schon rund um Internetthemen angesiedelt ist. Neben den themenoffenen Barcamps gibt es noch spezielle Themencamps wie z.B. das Typo3Camp, das Kirche 2.0-Camp, das Communitycamp usw.
Der Ablauf
Der Grundablauf eines Barcamps ist eigentlich immer gleich, da gibt es nur wenig Abweichungen von. Häufig findet am Vorabend bereits ein sogenanntes Warmup statt, bei dem sich die Teilnehmer schon mal kennenlernen können. Am anderen Tag beginnt dann das Barcamp mit der Begrüßungssession durch das Orgateam, wo dann auch die Sponsoren vorgestellt werden, es allgemeine Verhaltenstips gibt usw. Danach folgt dann die Vorstellungsrunde der Teilnehmer. Dabei stellt sich jeder nur ganz kurz mit seinem Namen und drei Tags vor, nicht mehr, kein langes Geschwafel. Das klingt dann so: „Mein Name ist Torsten Maue. Meine drei Tags sind: SEO, Twitter, Xing.“. Nicht mehr, nicht weniger. Reicht vollkommen aus und dauert nur wenige Sekunden.
Nach der Vorstellungsrunde, die nur bei ganz großen Camps wegfällt, findet die Sessionplanung statt. Jeder der eine Session halten möchte, geht dann nach vorne, nennt kurz seinen Namen und beschreibt recht kurz den Inhalt der Session. Wer sich vorstellen kann die Session zu besuchen, macht dies dann per Handheben ersichtlich. Der Sessiongeber hat so die Chance abzuschätzen, ob er einen größeren oder kleineren Raum benötigt. Dann pinnt der Sessiongeben einen Zettel an die Pinnwand, wo seine Name, sein Twitternick wenn vorhanden und der Titel der Session draufstehen. An der Pinnwand gibt es mit Uhrzeiten und Raumnamen beschriftete Zeilen und Spalten und so sucht sich der Sessiongeber einen von der Größe her passenden Raum und eine für ihn passende Uhrzeit aus.
Mit Diensten wie timetabler wird der Sessionplan häufig auch online verfügbar gemacht. Danach kann dann jeder entscheiden in welche Session er geht. Es finden immer mehrere Sessions gleichzeitig statt, je nach Größe des Camps so zwischen 3 – 11 Sessions.
Pro-Tip zur Sessionplanung: stellt euch möglichst weit vorne an, dann habt ihr die größte Auswahl an Slots.
Wie funktionieren die Sessions?
Eine Session dauert in der Regel insgesamt 45 Minuten. Danach bleibt dann meist noch 15 Minuten Zeit zum Raumwechsel, für kurze Gespräche oder für das Essen. Verpönt sind Sessions die einer Werbeanzeige gleichen. Eigenwerbung der Sessiongeber ist auf Barcamps nicht gerne gesehen. Sessions können professionell vorbereitete Vorträge sein, sie können aber auch Workshops sein, Diskussionsrunden, Frage-Antwort-Runden usw. Auch Dinge wie Improtheater oder kleine Musikeinlagen können durchaus in eine Session gepackt werden.
Jeder Barcampteilnehmer ist aufgefordert sich aktiv einzubringen, also selbst Sessions anzubieten und auch in den Sessions aktiv mitzuwirken, zum Beispiel Fragen zu stellen oder sich in Diskussionen einzubringen.
Stellt man fest, daß einem die Session doch nicht gefällt, aus welchem Grund auch immer, so verläßt man die Session einfach. Da braucht man sich nicht entschuldigen, was ggf. die Session noch stören würde, sondern man geht einfach leise raus. Ebenso kann man natürlich auch dann einfach in eine andere Session reingehen.
Kommunikation auf dem Barcamp
Jedes Barcamp verfügt über einen sogenannten Hashtag, beim Barcamp Mitteldeutschland 2011 lautete selbiger z.B. #bcmd11. Dieser Hashtag wird z.B. zur Kennzeichnung von Tweets, Flickrbildern und Blogbeiträgen genutzt, wenn man damit die Verbindung zum jeweiligen Barcamp darstellen möchte. Twitter ist auf Barcamps ein wichtiges Kommunikationstool. Hierüber werden z.B. Raumänderungen von Sessions verbreitet, Informationen zum Barcamp, Hilfeaufrufe, aber auch News aus den gerade laufenden Sessions.
Wichtig auch: auf Barcamps duzt man sich grundsätzlich, egal ob Hochschulprofessor oder Bürosachbearbeiter. Titel und Ränge sind da unwichtig, Vornamen und Twitternicks dafür umso wichtiger.
Barcamper und Technik
Barcamper sind häufig Nerds und dementsprechend auch immer auf dem neuesten Stand der Technik. Das merkt man dann auch auf einem Barcamp entsprechend. Die meisten sind dann mit Smartphone, Tablet-PC, Notebook und/oder Digitalkamera bewaffnet unterwegs. Das bedeutet auch einen erhöhten Strombedarf und Internetzugänge sind auch sehr gefragt. Auf den Barcamps ist daher ein ganz wichtiger Aspekt immer ein stabiles WLAN.
Neben dem WLAN benötigen die ganzen Geräte aber auch Strom. Gefragt sind daher Mehrfachsteckdosen, erfahrene Barcamper haben so eine häufig mit im Gepäck. Mehrfachsteckdosen sind übrigens auch ein guter Punkt um mit anderen Leuten ins Gespräch zu kommen: „Darf ich mich an deine Steckdose mit dranhängen?“.
Gefragtes Tool ist auch immer wieder ein Mac-auf-VGA-Adapter, wenn ein Macuser mal wieder versucht sein Macbook an einen Beamer anzuschließen. Wer so einen Adapter dabei hat, kann sich fast immer sicher sein, daß er sich damit Freunde schaffen kann. 😉
Be social!
Seid sozial, helft dem Orgateam und den anderen Teilnehmern wenn sie Hilfe benötigen, twittert aktiv vom Barcamp, bloggt vorher und nachher über das Barcamp und vergeßt auch nicht die Sponsoren zu erwähnen, denn ohne die würde es keine Barcamps geben. Schüchternheit ist auf Barcamps fehl am Platze. Unterhaltet euch mit den Leuten, knüpft Kontakte.
Wer jetzt auf den Geschmack gekommen ist, der findet hier einen Kalender mit Barcampterminen in Deutschland.
Axel
Danke, Torsten – ist sehr hilfreich
Barcamp “Technologie – Innovation – Gesellschaft” | Gründerimpuls
[…] Die Veranstaltung ist als sogenanntes Barcamp konzipiert. Dieses Format gibt jedem Teilnehmer die Möglichkeit, nicht nur aktiv zu diskutieren, sondern als Referentin oder Referent eigene Themen in Form einer „Session“ auf die Agenda zu bringen. Einzige Bedingungen dafür: das Thema passt zum Motto der Veranstaltung, es wurde eine Präsentation oder ein anderer Impuls vorbereitet, der Referent gestaltet aktiv die Interaktion der Sessionteilnehmer und es finden sich genügend Interessierte für das Thema. Jede Session kann dabei anders sein. Vorträge, Präsentationen, Live-Vorführungen, Filmsequenzen, Diskussionsrunden, World Cafe – alles ist möglich. Die Vorstellung der Sessionthemen und die Planung der Agenda finden jeweils morgens vor Ort statt.Linktipp:https://www.torstenmaue.com/barcamp-howto-fuer-anfaenger/ […]
DE: Barcamp Howto für Anfänger » Torstens privater Blog | LinguaCamp | Scoop.it
[…] DE: Das ich regelmäßig zu Barcamps fahre, hat sicher der eine oder andere Stammleser hier bereits mitbekommen. In Jena hielt ich nun gemeinsam mit Romy eine Session für die zahlreichen Barcampneulinge. Diese Session möchte ich hier einmal für all jene zusammenfassen, die noch nie auf einem Barcamp waren und sich absolut nicht vorstellen können wie so etwas abläuft. (veröffentlicht am 10. Oktober 2011). […]